Sämlinge

Lieber Frühling, wir wären dann so weit

Seit mehr als drei Monaten planen wir die Anbausaison 2021. Und dann zeigt sich wieder einmal, dass sich in der Landwirtschaft nicht alles planen lässt. In diesem Jahr ist aber nicht nur das Wetter schuld.Kurz nach Weihnachten haben wir angefangen, haben Samenkataloge und Jungpflanzenlisten von Bioanbietern studiert, unsere Flächen gesichtet, neue Äcker ins Auge gefasst, Arbeitszeiten und benötigtes Material kalkuliert. Am Ende stand ein schöner Plan, was wann wo bestellt werden muss und welche Sorten wir wann vorkultivieren müssen, damit das Gemüse rechtzeitig reift. Beim Saatgut lief soweit alles am Schnürchen, Sativa lieferte in Wochenfrist, die Samen von Reinsaat kamen (nach unserem Plan) gerade rechtzeitig an.

Doch wir haben unsere Rechnung ohne Corona-Pandemie und verstopftem Suez-Kanal gemacht. Auf die Ankunft unserer Anzuchtplatten vom Gärtnereibedarf warten wir noch immer. Telefonisch ist unser Lieferant nicht erreichbar, E-Mails mit Nachfragen werden ignoriert. Statt dessen poppt auf der Webseite die Nachricht auf: „Aufgrund erhöhten Auftragsaufkommens und Materialknappheit bei einigen Herstellern kann es zu erheblichen Lieferverzögerungen kommen. Bis auf weiteres nehmen wir keine Privatkundenaufträge mehr an. Wir entschuldigen uns bei unseren langjährigen Kunden, dass wir nicht wie gewohnt, immer für Sie erreichbar sind und hoffen auf bessere Zeiten, bleiben Sie gesund!“ Wo kriegen wir nun unsere dringend benötigten Anzuchtplatten her? In unserer Not kaufen wir ein paar Billigprodukte im Netz (das letzte Mal!) und säen in alten Blumentrays vom Gartenmarkt aus.

Ein wunderschönes Frühbeet, 4 x 3 Meter, haben wir schon im vergangenen Jahr gebaut. Nach der Keimung sollen all unsere Sämlinge dort rein – je nach Größe passen da 1300 bis 3500 Jungpflanzen gleichzeitig hinein. Auch bei Temperaturen knapp über Null hält das Beet die Pflänzchen warm genug. Bloß rutscht das Thermometer seit März immer wieder in Minus und wir wollen kein Risiko eingehen. Also tragen wir die Anzuchtplatten und -töpfe immer wieder ins Haus und zurück. Besonders den ganz feinen Pflänzchen aus Minisamen (Sellerie, Salat, z.T. Kohlrabi) gefällt das gar nicht, auf der Fensterbank werden sie gern langstielig. Immerhin sieht es jetzt nach Frühling aus, die Jungpflanzen bleiben jetzt draußen und basta!

Die ersten selbst angezogenen Zucchini verlassen übrigens schon morgen ihre Kinderstube und ziehen in unseren Folientunnel – im Juni gehen ihre Früchte hoffentlich in den Verkauf.

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